Building A Second Brain – die Wunderwaffe gegen Überforderung mit der Informationsflut

Building a Second Brain (BASB) ist ein Online Kurs von Tiago Forte (Fortelabs) aus Kalifornien, an dem ich im Mai 2021 teilgenommen habe. In dem 5-wöchigen Kurs wird ein System gelehrt, wie man produktiver und kreativer mit den Massen an Informationen umgeht, die auf uns alle tagtäglich einprasseln. Wer kennt es nicht, dass man manchmal überfordert ist mit den hunderten eMails, Tweets, Posts, Kurznachrichten, büchern, Fernsehen, Chats, Anrufen usw.? Wir leben in einem Zeitalter des massiven Informationsüberflusses! Wie bleibst Du ruhig in dem Chaos an Informationen, wie wählst aus, was Du konsumierst? Wie stellst Du sicher, dass Dein Gehirn noch freie Kapazität für Kreativität hat und nicht ständig damit beschäftigt ist sich Dinge zu merken und an alles zu denken?

Die Lösung: Lege Dir ein Second Brain zu! Das „zweite Gehirn“ hat die Form eines elektronischen Notizbuchs und Laufwerks, in dem Du alle Dinge strukturiert ablegst und bearbeitest, so dass Du freie Kapazitäten in Deinem Gehirn schaffst, Dich um wichtigere Dinge des Lebens zu kümmern.

Wie funktioniert ein Second Brain?

Für ein Second Brain musst Du Deine eigene Informationsverarbeitung in 4 Schritte einteilen:

1. Capture – speichere Informationen, mach Dir Notizen
2. Organize – Organisiere all Deine Daten nach dem PARA Prinzip
3. Distill – Arbeite die Essenz Deiner Notizen heraus
4. Express – Erzeuge ein Output, ein Ergebnis aus Deinem Second Brain

Der Reihe nach:

Capture

In Capture geht es darum, wie Du jegliche Informationen, die Du aufnimmst, speicherst. Seien es eBooks, Audiobooks, Tweets, PDFs, Internetartikel, Videos, persönliche Notizen etc. Warum sollte ich die Informationen überhaupt speichern?

Dein Gehirn ist nicht dazu gemacht, sich Dinge zu merken, sondern kreativ Ideen zu erzeugen!

Wenn Du also nicht lange nach dem suchen möchtest, was Du vor 1 Jahr gelesen hast, solltest Du Dir alle Informationen, die Dir wichtig sind, abspeichern.

Dabei ist es wichtig, Informationen so einfach und nahtlos wie möglich zu speichern. Jeder muss seinen eigenen Weg dabei finden, denn viele Wege führen nach Rom. Hier ein paar Beispiele:

1. Ganz Einfach: Wähle eine Notizen App wie „Apple Notizen“, Microsoft One Note, Notion.so (nutze ich und ist sensationell gut), Evernote, Obsidian, Roam Research etc. und schreibe dort alle Deine Notizen auf und kopiere Daten hinein oder verlinke sie. Der Nachteil ist, dass dies relativ aufwändig ist.
2. Für Informationen von Internetseiten, Tweets, Videos etc. Nutze Instapaper, eine „read later“ app, in der Du Artikel speicherst, die Du später in einem ruhigen Moment liest. Dann markierst Du die Artikel als Favoriten und markierst Dir wichtige Passagen und diese exportierst Du automatisch z.B. mit IFTTT (if this then that) in die Notizen App Deiner Wahl
3. eBooks – z.B. mit Kindle – markiere alle Passagen, die Du für wichtig hältst und exportiere diese manuell oder mit Readwise.io in das Notizen Tool Deiner Wahl

Dies sind nur einige wenige Beispiele von sehr vielen Möglichkeiten. Wichtig ist, dass es so einfach wie möglich ist, damit Du Dich niemals davon abhältst, etwas zu speichern, nur weil es gerade zu aufwändig ist.

Organize

Tiago empfiehlt all Deine Informationen, Notizen, Dateien usw nach der PARA Struktur zu organisieren und ich muss sagen, dass es genial ist, denn nach der Umstellung hatte ich plötzlich wieder den Überblick über den Dschungel meiner Daten!

PARA steht für

• Projects
• Areas
• Resources
• Archive

und organisiert die Information danach, wie häufig Du auf sie zugreifen musst.

Am häufigsten greifst Du auf Deine Projekte zu, an denen Du aktiv arbeitest. Dies sind ca. 5-15 Projekte mit einem dedizierten Ziel und Ende. Lege also einen Projekte Ordner an auf Deinem Laufwerk und in Deinen Notiz-Tool und speichere in Unterordnern alle Informationen zu Projekten, an denen Du gerade arbeitest. Beispiele: Auto kaufen, Wohnung streichen

Areas – hier speicherst Du Informationen für bestimmte Aufgabengebiete oder Verantwortlichkeiten, die Du für längere Zeit inne hast. Dies sind in der Regel Informationen, die Du nicht mit anderen teilst, z.B. Dein Job, Gesundheit, Kindererziehung, private Finanzen, etc.

Resources – hier speicherst Du alle Themen, die Dich dauerhaft interessieren, die Du auch bereit bist, mit anderen zu teilen. z.B. Buchzusammenfassungen, Sammlung von Artikeln über ein bestimmtes Thema

Archive – hier kommen alle Dinge aus den vorherigen drei Kategorien hinein, die inaktiv sind. Dieser Ordner ist in der Regel am größten, Du benötigst ihn aber am seltensten.

Die Schönheit dieser Struktur liegt darin, dass Du Dein Auge nicht belastest mit irrelevanten Dingen, dass Du nicht mehr lange suchst, sondern schnell findest. Plötzlich ist es ein Genuss auf Deine Informationen zuzugreifen.

Noch ein weiterer wertvoller Tipp: organisiere Deine Informationen nicht danach woher sie kommen, sondern wohin sie gehören. Lege z.B. keinen Ordner an mit Buchzusammenfassungen sondern ordne jede Buchzusammenfassung dem thematisch passenden Bereich zu. Ansonsten wirst Du die Zusammenfassung später schwer finden.

Denke immer daran, dass Dein zukünftiges Ich die Information wiederfinden muss. Sei fürsorglich für Dein zukünftiges ich und überschätze es nicht.

Distill

In „Distill“ geht es darum, einen ersten Schritt in Richtung Output Erzeugung zu machen. Hier wird nicht MEHR Information gesammelt, sondern die vorhandenen Notizen werden auf ihren wesentlichen Kern „herunterdestilliert“.

Die Methode dafür nennt sich „Progressive Summarization“ – progressive Zusammenfassung. Sie teilt Notizen in 4 Ebenen auf:

1. Die originale rohe Notiz, die bisher nicht überarbeitet wurde
2. Die Notiz mit Fettmarkierung der Passagen, die wichtig für Dich sind
3. Die Notiz mit farblich hervorgehobenen Passagen, die die Kernaussage widerspiegeln
4. Die Notiz mit einer Kurzzusammenfassung, die Du in Zukunft sehr schnell erfassen kannst

Die „Destillation“ sollte nur erfolgen, wenn Du bereits eine Verwendung für die Notiz im Kopf hast, ansonsten wäre es verschwendete Energie, denn diese Arbeit ist intellektuell höchst anspruchsvoll.

Das Ergebnis ist eine sehr gut strukturierte Notiz, wo ich mich sofort von sehr grob (Zusammenfassung) nach sehr fein (Originalquelle) durchklicken kann, wunderbar!

Wichtig ist, dass Du alle wichtigen abgelegten Informationen Schritt für Schritt zu „Intermediate Packets“ transformierst. Das sind kleine, wiederverwendbare Informationspakete, die Du in unterschiedlichster Form wieder verwenden kannst.

Express

In „Express“ geht es darum, aus Deinen Notizen einen Output zu erzeugen, z.B. einen Artikel zu schreiben, einen Plan für die Neugestaltung Deiner Wohnung oder Deines Gartens zu erstellen, einen Artikel zu schreiben, einem Freund eine Empfehlung zu senden usw.

Die „Express“ Tätigkeit ist höchst anspruchsvoll und erfordert Konzentration und Fokus. Die besten Ergebnisse erzielst Du, wenn Du in einen „Flow“ Modus kommst, in dem Du mit der Aufgabe verschmilzt und alles um Dich herum vergisst.

Möchtest Du nun einen Output aus Deinem Second Brain erzeugen, ziehst Du lediglich diverse Intermediate Packets zusammen und hast damit den Output schon zu einem großen Teil erzeugt bzw. eine sehr wertvolle Basis gelegt. Nun musst Du „nur“ noch die ganzen Vorlagen zu einem sinnvollen Ganzen zusammensetzen. Das ist sehr viel leichter als mit nichts in den Händen eine solche Aufgabe zu beginnen. Es ist unheimlich viel Wert, auf einen gesammelten Fundus an von Dir bereits vorselektierten Informationen zugreifen zu können. Dein Second Brain ist quasi Dein eigenes Google – nur weißt Du genau, dass es dort KEINE Schrott-Informationen gibt.

Ein weiteres Prinzip kommt uns hier zu Gute: „Slow burns vs. Heavy Lifts„: Es ist besser, eine kreative Aufgabe über einen längeren Zeitraum sich im eigenen Kopf langsam entwickeln zu lassen als mit einem Heavy Lift zu versuchen, einen Output mit einer großen Kraftanstrengung z.B. an einem Tag zu erzeugen. Die Qualität von Slow Burns wird immer höher sein und es wird Dir leichter fallen, hoch qualitativen Output zu erzeugen.

Der Building A Second Brain Kurs hat mich sehr viel weiter darin gebracht, die tägliche Informationsflut zu bändigen und in Bahnen zu lenken, die mich beflügeln und mir Energie und Kreativität bringen, dafür bin ich sehr dankbar!

Wenn Du Dich auch für den Kurs interessierst, so findest Du hier weitergehende Informationen

• https://www.buildingasecondbrain.com/
• Building A Second Brain Buch (*) (vorbestellbar, lieferbar ab August 2022)

Hast Du Tipps für mehr Produktivität und mehr Kreativität? Dann schreib es gleich in die Kommentare, Danke!